Januar 11, 2024

Kindheitspädagogik - Naturwissenschaftliche Frühbildung

Naturwissenschaftliche Frühbildung, Projekte

Die frühe MINT-Bildung

  • Naturwissenschaft, Natur und Technik sind Zukunftsthemen
  • Digitale Frühbildung ist das aktuelle Zukunftsthema im MINT Bereich der frühen Bildung
  • Kinder wachsen in eine digitalisierte, von künstlicher Intelligenz geprägte Welt hinein
  • die Bedeutung von "naturbelassener, unberührter Natur" nimmt zu, dies wird ersichtlich an Initiativen, um bspw. Städte zu begrünen:
    • kommunale Gemüsegärten
    • Feuchtbiotope
    • Totholzecken
    • Wildobstwiesen
    • duftende Kräuterspiralen
    • Naturgärten
  • das Bedürfnis, lokale, naturnahe Orte mit maximaler Artenvielfalt anzulegen, nimmt zu
  • durch die Besinnung auf bewusste Gestaltung von "unberührter Natur", werden für Kinder im städtischen Bereich vermehrt öffentliche Naturräume für Entdeckungen & Beobachtungen in der Natur geschaffen
  • eine wichtige Aufgabe in Krippe, Kita, Grundschule und Hort ist die Auseinandersetzung mit "scientific literacy"
  • große Themenkomplexe wie:
    • Nachhaltigkeit
    • Klimawandel
    • globaler Umgang mit der Natur & Ressourcen
    • ökologische Transformation
  • ->inspirierende pädagogische Konzepte zum Themenbereich "Education of sustaniable development" (Bildung für nachhaltige Entwicklung)
  • Hier ein Beispiel zum Thema Schulgarten:
  • es geht darum, ein Bewusstsein zu schaffen, die Bedeutung von naturwissenschaftlicher Frühbildung aufgrund politischer, gesellschaftlicher, globaler Einflüsse einem Wandel unterliegt
  • gesamtgesellschaftliche Umwälzungen (Transformationen) betreffen immer die Frühpädagogik
  • Kindheitspädagogen müssen kenntnisreich & aus der Perspektive von Kindern reagieren
  • -> Naturwissenschaftliche Frühbildung kann nicht isoliert von gesellschaftlichen Einflüssen und in zunehmendem Ausmaß globalen Entwicklungen betrachtet werden. Trotzdem muss und soll sie - vor dem Hintergrund notwendiger Entwicklungsaufgaben von Kindern - eine eigene Position vertreten und die notwendigen Konsequenzen zu deren Umsetzung einfordern. Denn naturwissenschaftliche Frühbildung hat eine enorme Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung & die Orientierung in der Welt. Sie ist ein unentbehrliches Fundament für eine konstruktive und aktive Bewältigung von Lebensaufgaben.

2 Herangehensweisen an die naturwissenschaftliche Frühbildung

1) "Kindgerechte" Fachdidaktik

  • es geht um die festgelegten Inhalte, den erforderlichen, vorstrukturierten Lernschritten & Kompetenzen, die die Kinder erwerben sollen
  • Naturwissenschaft ist für junge Kinder manchmal schwierig zu verstehen, deshalb wird der Lernstoff elementarisiert, d.h. es werden komplexe Zusammenhänge "kindgerecht" aufbereitet
  • Kinder sollen Schritt für Schritt, anhand ausgewählter Experimente begreifen, lernen, wie naturwissenschaftliche Phänomene zustande kommen und wie sie sich erklären lassen
  • um Kinder für eine Sache zu gewinnen, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln, werden oft Experimente mit hohem Show- & Knalleffekt eingebaut (z.B. Vulkanexperiment), dies gefällt den Kindern, aber mit professioneller naturwissenschaftlicher Frühbildung hat dies nichts zu tun

2) Der elementarpädagogische Ansatz

  • der Ansatz orientiert sich an der Erlebniswelt von Kindern bis 10 Jahre
  • der "Lerncharakter" & Forscher-Potentiale durch anregungsreiches, authentisches Umfeld sind Grundlage des Ansatzes
  • Ausgangspunkt für naturwissenschaftliche Untersuchungen sind beobachtete Interessen & Fragen der Kinder, ihre Motivation, einem ausgewählten Alltagsphänomen auf den Grund gehen zu wollen
  • die emotionale Beteiligung an einer Sache spielt eine große Rolle + die Lust der Kinder, die Welt auf eigene Art & Weise zu erkunden und sich dabei mitzuteilen
  • Pädagogen entdecken in der alltäglichen Beobachtung der Kinder, in ihrem Spiel, ihren Erkundungen, Gesprächen aktuelle naturwissenschaftliche Interessen
  • Pädagogen machen Kinder auf Alltagsphänomene aufmerksam, sie geben Impulse, unterstützen selbstinitiierte Erkundungen (dem spielerischen, lustvollen, erxperimentellen Erfahrungensammeln kommt eine besondere Bedeutung zu)
  • Pädagogen:
    • unterstützen Kinder professionell, mit einer ausgewählten Material- & Methodenvielfalt
    • sie treten in einen persönlichen Dialog und wollen herausfinden, was Kinder emotional beschäftigt, was sie interessiert, was sie bereits wissen und was sie in Erfahrung bringen wollen
    • sie hören ihnen aufmerksam zu
    • entwickeln mit den Kindern Erkundungsschritte
    • halten individuelle Lernprozesse fest
    • sie moderieren, dokumentieren Gruppenprozesse beim Forschen
    • spiegeln den Kindern diese Forscherdynamik zurück
    • sie fördern naturwissenschaftliches Denken, elementares Verstehen und nachvollziehbares Schlussfolgern
  • Beispiel: Regenwurmprojekt
    • In der Praxis lassen sich viele Mischformen erkennen, Kindgerechte Fachdidaktik & elementarpädagogische Ansätze wechseln sich oft ab
    • die Themenwahl entspringt bei der Beobachtung eines aktuellen Interesses der Kinder
    • später lassen sich Aspekte der kindgerechten Fachdidaktik erkennen
    • Kinder finden im Garten Regenwürmer, und sammeln diese
    • aufgrund der Neugier und des wachsenden Interesses der Kinder nutzen die päd. FK. ein "Regenwurm-Projekt" zu starten
    • unter Beobachtung der 3 Aspekte (Inhalt, Struktur, Lernprozesse), werden die Themenbereiche eingegrenzt und konkrete Zielsetzungen formuliert
    • Lern- & Verstehensaspekt ist maßgeblich: Was sollen Kinder durch die Projektarbeit lernen?
    • -> In einer Teambesprechung wird das Thema auf den Bereich Regenwürmer und ihr Lebensraum festgelegt
    • nach ersten Erkundungsschritten & Beobachtungen an Regenwürmern tauschten die Arbeitsgruppen, ihre Erkenntnisse aus:
      • Kinder erfuhren viel Wissenswertes über Regenwürmer
      • Regenwürmer durchgraben & durchlüften den Boden
      • durch die Ausscheidungen der Regenwürmer entsteht ein fruchtbarer Humusboden
      • Kinder erfuhren was Regenwürmer fressen, und warum sie so heißen
      • nun wird die Struktur des Themas verdeutlicht, damit die Kinder ein Verständnis für größere Zusammenhänge erwerben können, das Team bietet in der Projektplanung den Kinder folgende Fragen an, sich damit zu befassen:
        • Wie ist der Regenwurm in das gesamte Ökosystem eingebunden?
        • Welche Rolle hat das Tier in der ökologischen Kette?
        • Wie verläuft die Entwicklung eines Regenwurms?
        • Welche Lebewesen leben in derselben Umgebung wie der Regenwurm?
    • durch die Auseinandersetzung mit diesen Fragen, erhalten die Kinder am Projektende ein Gesamtbild über Regenwürmer, können den Zusammenhang zu ihrer eigenen Lebenswelt, sowie diesen Teilaspekt des Ökosystems verstehen
    • -> Was fällt an diesem Praxisbeispiel auf? Es stellen sich Fragen auf in Bezug auf das Bild vom Kind, seine Art & Weise der Weltaneignung, auf das Verständnis von elementarer Naturwissenschaft
      • In welchem Ausmaß sind selbstgesteuerte Forschungsprozesse der Kinder erkennbar?
      • Welche Fragen zum Thema "Regenwürmer" hatten die Kinder?
      • Warum ist es wichtig, dass Kinder auf ihre Art & Weise ihren Fragen nachgehen können?
      • Wie muss naturwissenschaftliche Frühbildung aussehen, die Kinder befähigt, eigene Fragen (z.B. zum Thema Regenwurm) zu formulieren?
      • Wie könnten Pädagogen das Thema Regenwurm (noch) begleiten?
      • Worin liegt der Unterschied zw. Wissen übergestülpt bekommen & sich Wissen aktiv aneignen?

Welche Standards für Erfahrungen wünschen wir uns für alle Kinder?

  • Woran sollte sich eine professionelle, zeitgemäße, naturwissenschaftliche Frühbildung objektiv messen lassen?
  • Welches sind auch die Qualitätskriterien des elementarpädagogischen Ansatzes?
  • Lilian G. Katz schlägt "Standards of Experience" vor, Kinder sollen mithilfe des richtigen Inputs schulfähig gemacht werden

-> Ziel: in der Schule erfolgreich zu sein, bei standardisierten Tests, die akademischen Fähigkeiten von Kindern messen, gut abzuschneiden

-> statt "verordnete" Bildungsinhalte & methodisch-didaktische Vorgehensweisen eins zu eins umzusetzen, unterstützen wir Kinder in ihren eigenen Interessen vor Ort professionell, indem wir ihnen Erfahrungen ermöglichen, dass sie für ihre individuelle Entwicklung grundlegend wichtig sind

  • Folgende Fragen sollte man sich stellen:
    • Welche für jedes Kind bedeutsamen elementaren naturwissenschaftlichen Erfahrungen machen Kinder in unseren Bildungseinrichtungen die meiste Zeit?
    • Wie fühlt es sich an für ein Kind, im Kindergarten, im Hort, in der Grundschule Forscher zu sein?
    • Wo, wie und wann kann das Kind auf seine eigene Weise experimentieren und die Welt auf seine Art entdecken, Tag für Tag?

  • "Standards of Experience" (Katz), an denen sich alle Einrichtungen für junge Kinder messen lassen sollten, diese Standards sind relevant für den elementarpädagogischen Ansatz:
    • Junge Kinder sollten in Bildungseinrichtungen die Gelegenheit haben:
      • intellektuell angeregt, gefesselt und herausgefordert zu werden
      • in vielfältige Interaktionsformen eingebunden zu werden (Gespräche, Diskussionen, gemeinsame Planung & Reflexion)
      • involviert zu sein in anhaltende Erkundungen über Phänomene ihres Umfelds und Erfahrungen zu machen, zu Themen, die es wert sind, von ihnen erforscht zu werden
      • die Initiative für eine Reihe von Erkundungen zu übernehmen und sich für deren Umsetzung mitverantwortlich fühlen
      • tiefe Zufriedenheit erfahren, wenn Hindernisse & Rückschläge überwunden und Probleme gelöst werden konnten
      • Vertrauen in die eigene intellektuelle Kraft & Denkfähigkeit zu gewinnen
      • andere dabei zu unterstützen, Dinge zu entdecken und sie besser zu verstehen
      • anderen Kindern Erkundungsvorschläge zu unterbreiten, die der Sache dienlich sind und die Beiträge anderer anzuerkennen
      • ihre sich entwickelnde Schriftlichkeit und Mathematik nachvollziehbar und sinn-bezogen anzuwenden
      • in einer Forschergemeinschaft Gruppenzusammengehörigkeit zu erleben

-> die "Standards für Erfahrungen" basieren auf einer philosophischen Grundeinstellung & Selbstverpflichtung, als auch auf den besten zugänglichen empirischen Befunden über das Lernen und die Entwicklung junger Kinder

  • die Herangehensweise der kindgerechten Fachdidaktik unterschätzt die hohe Anstrengungsbereitschaft von Kindern & ihre Eigeninitiative
  • sie fordert junge Kinder in ihrer intellektuellen Entwicklung kaum heraus, zieht zu wenig in Betracht, dass Denkenlernen und elementares "Verstehen" von Alltagsphänomenen Ziel naturwissenschaftlicher Frühbildung sein müssen
  • dieses Ziel (diese Vision) muss von Kindheitspädagogen angesteuert und mit Argumenten umgesetzt werden, der bisher (vernachlässigte) elementarpädagogische Ansatz ist eine gute Wahl, er setzt an große Lust & eigene Motivation der Kinder an, gemeinsam Antworten auf ihre naturwissenschaftlichen Fragen finden zu können
  • ->2 Herangehensweisen bestimmen die aktuelle Ausgestaltung & Umsetzung der naturwissenschaftlichen Frühbildung:
    • die "kindgerechte" Fachdidaktik und der "elementarpädagogische Ansatz"
    • diese beiden Herangehensweisen müssen sich an den "Standards of Experience" messen lassen
    • denn elementares Verstehen von Alltagsphänomenen & Denkförderung sind das Ziel naturwissenschaftlicher Frühbildung

Einstimmung in das Thema

Machen Sie einen Spaziergang in die Natur, stoppen Sie an einem überschaubaren, geschützten Platz, schließen Sie die Augen und beobachten Sie sich. Lassen Sie das Umfeld auf sich wirken:

  • Wie fühlt es sich mit allen Sinnen an?
  • Welche Sinneseindrücke nehmen Sie im Einzelnen wahr?
  • Können Sie alle zuordnen?
  • Woher kommt das Geräusch, das Sie hören, der Geruch, den Sie wahrnehmen?
  • Spüren Sie Wind?
  • Ist Ihnen zu warm, zu kalt?
  • Wie fühlt sich der Boden an, auf dem Sie stehen?
  • Welche Eindrücke verwirren Sie?
  • Welchen Grund könnte das haben?
  • Welche Eindrücke empfinden Sie als angenehm, welche als unangenehm?

Öffnen Sie die Augen, sehen Sie sich um:

  • Was fällt Ihnen auf?
  • Was erweckt Ihre Aufmerksamkeit?
  • Was interessiert Sie besonders?
  • Was überrascht Sie?
  • Womit haben Sie nicht gerechnet?
  • Worüber würden Sie gerne mehr erfahren?
  • Was nehmen Sie zum ersten Mal bewusst wahr?

Nun stellen Sie sich Kinder an diesem Ort vor:

  • Was würden Kinder in diesem Umfeld von sich aus untersuchen, bespielen, verändern, infrage stellen, mit ihrem Körper in Besitz nehmen, gemeinsam anpacken und bewerkstelligen?
  • Welche grundlegenden Erfahrungen sammeln Kinder dabei?
  • Worin sehen SIe Potenziale & Anknüpfungspunkte für eine naturwissenschaftliche Erkundung?

Natur= sinnlich erfahrbare Realität mit hohem & vielfältigem emotionalem Potenzial & Aufforderungscharakter, sich den Phänomenen forschend zu nähern

Naturerlebnisse= Kinder treffen dies direkt & unvermittelt, sind von TIeren begeistert, haben Angst vor ihnen oder ekeln sich, wollen sie streicheln und füttern (Katze, Hasen, Hühner) und sammeln (Käfer, Schnecken, Regenwürmer), Naturgewalten erschrecken sie (Donner, Sturm, Hagel), Naturphänomene faszinieren (Regenbogen, die ersten Schneeflocken), oder warten geduldig auf etwas z.B. wie Kressesamen aufgehen

  • Naturaufenthalte tun Kindern gut

Eigene Kindheitserinnerungen

Erinnern Sie sich an Ihre Kindheit bis zum Alter von 10 Jahren:

  • Welche Bilder tauchen auf im Zusammenhang mit Natur und Umwelt: Tiere, Pflanzen, Alltagsphänomene, Spielen im Freien, Sinneseindrücke, Erlebnisse?
  • Erinnern SIe sich an Menschen, die Sie beeindruckt haben - durch ihr Wisen, Können, ihre Berufstätigkeit, ihr Forscherverhalten, durch ihr handwerkliches Geschick, ihre Leidenschaft für ein Wissensgebiet, ihre Pflege von Haushalt und Garten.
  • Hat Sie das bis heute beeinflusst und beeindruckt? Wenn ja, in welcher Form?
  • Woran erinnern Sie sich in diesem Zusammenhang gerne zurück?
  • Welche Erfahrungen wünschen Sie sich vor dem Hintergrund Ihrer eigenen Erinnerungen auch für Kinder von heute? Welche Gründe können Sie dafür anführen?

-> Warum ist die Auseinandersetzung mit diesen Reflexionsfragen wichtig?

    • In der Erinnerung an die eigene Kindheit gelingt es noch besser, sich in die Erlebniswelt & Empfindsamkeit von Kindern einfühlen zu können - in ihr Staunen über die Natur & die Umwelt, in ihre Sinnlichkeit und Sensibilität
    • auf dieser Grundlage können auch Fragen der Kinder an die Natur, Umwelt und Alltagstechnik erkannt und in ihrer Bedeutung für das Kind nachvollzogen werden - eine wichtige Grundlage des elementarpädagogischen Ansatzes

Hildegard von Gierke (1880-1966)

  • Fachbuch/Standardwerk für naturnahe Erziehung im Kindergarten "Die Natur im Jahreslauf, beobachtet mit Kindern" (1961)
    • Wie lassen sich Kenntnisse der einfachsten Vorgänge in der Natur beschreiben? (In Bezug auf Namen für Pflanzen, Tiere, Wetterphänomene, Mineralien)
      • Da blüht schon ein Huflattich.
      • Hört ihr die Amsel pfeifen?
      • Schat einmal diese dicke Kumuluswolke an.
      • Du hast ja einen Quarzstein gefunden!

Konsequenzen für den elementarpädagogischen Ansatz

  • Kinder erleben und beobachten mit allen Sinnen & Emotionen Phänomese in Natur und Umfeld
  • Damit sind Kinder mitten in den Themen, die für sie bedeutsam sind
  • Manche Phänomene ziehen spontan die Aufmerksamkeit und das Interesse der Kinder auf sich. Sie können mit Fachbegriffen benannt werden
  • Kinder experimentieren tagtäglich

Schlussfolgerungen & Voraussetzungen für den elementarpädagogischen Ansatz

  • Kinder brauchen vielfältige Möglichkeiten für unmittelbare Erkundungen
  • Sie müssen sich gemeinsam mit allen Sinnen & Emotionen über lange Zeiträume hinweg auf ein authentisches Umfeld einlassen können
  • Kinder brauchen Pädagogen, die sie kenntnisreich begleiten

-> Grundvoraussetzung für die Umsetzung des elementarpädagogischen Ansatzes sind: die bewusste Bereitstellung & das gezielte Aufsuchen einer anregungsreichen Umgebung

-> durch den hohen Aufforderungscharakter (Phänomene in Natur & Umfeld auf Kinder ausüben), stellen Kinder Fragen und entwickeln Interessen, dass sie mehr wissen und in Erfahrung bringen wollen, dass sie eigenständig die Themen finden, die sie mit ihren Möglichkeiten und auf ihre Weise gründlich erforschen wollen

  • Forschunsthemen, die Kinder im unmittelbaren, sinnlich erfahrenen Umfeld für sich entdecken, entspringen einem Sinnzusammenhang, der für sie bedeutsam ist
  • päd. Herausforderung: sensibel, aufmerksam auf Forschungsthemen & Fragen wahrnehmen, Interessen zu erkennen (an Mimik, Gestik, Verhaltensweisen)
  • Was bedeutet es für ein Kind, im Hier & Jetzt als Forscher wahrgenommen zu werden?
    • das Kind erfährt "was ich entdecke ist wichtig, andere finden das auch spannend, meine Fragen haben Bedeutung und werden beachtet, was ich wissen will, kann ich mit etwas Unterstützung auch eigenständig heruasbekommen. Ich bin Forscher."

-> Grundlage für eine professionelle Fachlickeit im elementarpädagogischen Ansatz ist eine Offenheit für Alltagsphänomene. Kinder sind spontan interessiert an Alltagsphänomenen und wollen mehr in Erfahrung bringen.

-> durch das Grundwissen der Pädagogen können einfachste Vorgänge in Natur & Umwelt unterstützt werden, kenntnisreich bei ihren spontanen Fragen & Erkundungen ("Denn das Kind erlebt die Natur unmittelbar und will von den Vorgängen etwas wissen" H. von Gierke)


Martin Wagenschein: "Denkbewegungen" der Kinder

  • Martin Wagenschein (1896-1988) Naturwissenschaftler & Pädagoge, er fragte sich:
    • Wie erklären sich Kinder Naturphänomene?
    • Wie bauen sie von sich aus Wissen auf?
    • Wie versuchen sie zu verstehen, wie Phänome zustande kommen und was sich hinter einem Phänomen verbirgt?
  • seine Pädagogik ist geprägt von der "Staunkraft", den Denkanstrengungen, der angeborenen Lern- & Verstehenslust und der produktiven Nachdenklichkeit von Kindern
  • die "Denkbewegungen" der Kinder sind für Wagenschein Ausgangspunkt naturwissenschaftlicher Frühbildung
    • tiefes Involviertsein der Kinder in eine Sache, um sachlich richtiges Wissen, um elementares Verstehen von Alltagsphänomenen
    • diese Aspekte bilden die Grundlage für naturwissenschaftliches Denken in weiterführenden Schulen

-> für Martin Wagenschein sind Alltagsphänomene Ausgangspunkt naturwissenschaftlicher Bildung. Sie versetzen Kinder in Staunen & Wundern, setzen ein ursprüngliches Forschen in Gang

-> Die spürbare, sinnliche Auseinandersetzung mit Alltagsphänomenen ist die Grundlage seiner naturwissenschaftlichen Frühbildung

-> Kinder wenden all ihre Kräfte an, um die Welt zu verstehen. Sie entwickeln eigene Gedanken & Theorien. An diesem Denken setzt seine naturwissenschaftliche Frühbildung an.

-> Junge Kinder arbeiten sich mit einer enormen Energie & Lernlust in das Weltgeschehen ein.

-> Pädagogen machen sich mit den Kindern auf den Weg, die Sache, die für diese Kinder zur Sache wurde, zu erkunden.


Howard Gardener (*1943)

  • Professor für Pädagogik
  • er nimmt Ideen & Theorien der Kinder ernst und beschäftigt sich mit der Frage, wie eine Pädagogik aussehen muss, die bei Kindern ein grundlegendes Verstehen ermöglicht
  • Kernaussagen:
    • Ideen der Kinder sind kraftvoll
    • nur wenn die Ideen ernst genommen werden und weitergefördert werden, sodass Kinder umfassende und tragbare Konzepte über die Welt entwickeln können, nur dann kann eine Bildung des Verstehens möglich werden
    • intuitives Verstehen der Welt = Kinder erwerben dies, indem sie regelmäßig die Welt aktiv erforschen und gemeinsam darüber reflektieren

  • Stellen Sie sich ein anregendes & spannendes Umfeld für Kinder bis 10 Jahre vor:
    • Kinder bewegen sich in einer herausfordernden, inspirierenden Museumslandschaft
    • Erwachsene, Fachexperten, Handerwerker, Naturwissenschaftler (aus Biologie, Astronomie, Meterologie...) die für ihr Spezialgebiet & Hobby brennen, stehen für Kinder bereit
    • Computerfachleute unterstützen die Erkundungen der Kinder mithilfe digitaler Werkzeuge
    • Tierpfleger kümmern sich gemeinsam mit den Kinder um Tiere
    • Gärten werden sachkundig angelegt, gehegt, Fahrräder werden mit den Kinder gemeinsam repariert
    • Kinder können hier hands-on, emotions-on, minds-on zu ihren Themen elementare Naturwissenschaftler/Tüftler sein, neue Interessen entdecken
    • dabei entwickeln sie ein intuitives Verstehen von Alltagsphänomenen (= Grundlage des elementarpädagogischen Ansatzes)

-> Auch Howard Gardener stellt Theorien, die sich Kinder über Alltagsphänomene machen, in den Mittelpunkt seiner pädagogischen Überlegungen. Diese Theorien beeinflussen nachhaltig das Verständnis der Kinder über die Welt. Nur wenn diese Theorien ernst genommen und in einem dialogischen Prozess weiterentwickelt werden, ist eine Bildung des Verstehens möglich.

-> Kinder erwerben durch aktive Exploration in einem anregungsreichen, authentischen und für sie bedeutsamen Umfeld ein intuitives Verständnis für Alltagsphänomene. Dabei werden sie von ihren Pädagogen und von Fachexperten verschiedenster Disziplinen unterstützt.


Alison Gopnik, Patricia Kuhl, Andrew Meltzoff: Die Ressourcen der Kinder

  • Kinder müssen die Welt erforschen und andere Menschen sind darauf angelegt und ausgestattet, sie dabei zu unterstützen
  • Kinder müssen die Welt verstehen lernen, um in ihr handlungsfähig zu sein
  • Junge Kinder haben Emotionen & Triebe, die sie aktiv dazu antreiben, die Welt zu erforschen
  • Kinder vollbringen von Anfang an komplexe Denkleistungen. Ihre intellektuellen Fähigkeiten sind bereits fein ausgebildet. Dies gilt es zu würdigen!
  • Mithilfe von leistungsfähigen "Programmen" interpretieren Kinder von klein auf was um sie herum geschieht und was sie wahrnehmen
  • Indem junge Kinder forschen und experimentieren, finden sie andauernd neue Dinge über die Welt heraus
  • Sie verfügen über komplexe, abstrakte, zusammenhängende Repräsentationen von der Welt und über Regeln, diese zu verarbeiten
  • Kinder stellen Hypothesen auf, sie fragen: "Wird das eintreffen, was ich vermute?"
  • Hypothesen müssen ständig überprüft und korrigiert werden
  • Junge Kinder & Naturwissenschaftler forschen und lernen auf eine spezielle Art: Beide stellen Theorien über Phänomene auf und überprüfen sie. Aie wollen mit dieser Herangehensweise Phänomenen auf den Grund gehen
  • Im elementarpädagogischen Ansatz begleiten Pädagogen Kinder vor dem Hintergrund und der Würdigung ihrer komplexen Denkleistungen, ihrer Denkbewegungen auf gemeinsam ausgehandelten Forscherwegen zu Fragen, die nun zu ihren Fragen wurden

John Dewey: Erfahrung & Natur

John Dewey (1859-1952)

  • amerikanischer Philosoph & Pädagoge
  • Werk: "Erfahrung und Natur"
  • Deweys Denkweise: Kinder in ihrem (naturwissenschaftlichen) Wissen und in ihren Fähigkeiten da abholen, wo sie stehen und weiterzuführen.

-> Erfahrung, intelligent eingesetzt, ist ein Mittel, Realitäten der Natur zu enthüllen und ständig weiter ins Innere der Natur vorzudringen

-> Wir können das Neue nur erfassen mithilfe von Ideen & Kenntnissen, die wir schon besitzen

-> Oberstes Prinzip jeder naturwissenschaftlichen Frühbildung sollte es sein, brauchbare Verbindungen zw. alten & neuen Erfahrungen und Wissensinhalten herzustellen

-> Das gelingt, wenn im Gespräch an bereits bestehenden "Denkbewegungen" der Kinder angeknüpft und an ihnen weitergesponnen wird


Qualitätskriterien für die Praxis des elementarpädagogischen Ansatzes

Qualitätskriterien:

  • Im aufmerksam gelebten Alltag erschließen sich naturwissenschaftliche Forschungsthemen
  • Ausgangspunkt sind Beobachtungen von & Fragen zu Alltagsphänomenen, die für Kinder zu ihrer Sache und damit bedeutsam wurden
  • Die Staunkraft der Kinder, ihr Forschungsgeist, ihr unbedingter Wille, eigenständig ihren Fragen nachzugehen, sind die Ressourcen
  • Kinder vollbringen von beginn an komplexe Denkleistungen. Im persönlichen Gespräch und gemeinsamen Dialog erschließen sich Denkbewegungen, Ideen und Kenntnisse der Kinder.
  • Kindheitspädagogen machen sich mit den Kindern auf den Weg und begleiten Kinder professionell bei ihren Erkundungen
  • In einem anspruchsvollen, authentischen, anregungs- und entdeckungsreichen Umfeld mit Fachexperten erwerben sich Kinder durch aktives Forschen und Tüfteln ein intuitives Verstehen von Alltagsphänomenen
  • Elementares Verstehen und Durchdringen von Alltagsphänomenen und folgerichtig denken lernen sind Ziele des elementarpädagogischen Ansatzes

Alltagsphänomene: die "Sache", die zur Sache der Kinder wurde

  • Kinder erkunden facettenreich ausgewählte Phänomene, entwickeln erste umfassende (intuituve) naturwissenschaftliche Konzepte über Naturgesetze, physikalische Kräfte, Materialeigenschaften
  • Kinder erwerben ein elementares Verständnis für die physische Beschaffenheit der Welt
  • Kinder erleben, wie sie als Forschergemeinschaft mehr über ihre Sache herausfinden können
  • Kinder lernen, ihr Wissen & Können auf neue Situationen zu übertragen
  • Kinder gewinnen Handlungsfähigkeit
  • Pädagogische Fachkräfte unterstützen Kinder, indem sie gezielt elementare naturwissenschaftliche Vorgehensweisen anstoßen und begleiten

  • Praxisbeispiele zeigen:
    • Welche Alltagsphänomene Kinder entdecken und wichtig für sie werden
    • Wann Kinder irritiert, interessiert und und mehr wissen wollen
    • Welche Alltagsphänomene Pädagogen beobachten und wie sie Kinder darauf aufmerksam machen
    • Auf welche Art & Weise sie Kindern Impulse geben, um gemeinsam der Sache auf den Grund gehen zu können
    • Welche Erkundungswege Kinder dann durch ihre weiteren Fragen und Ideen einschlagen

Grundgerüst: methodisch-didaktische Vorgehensweise im elementarpädagogischen Ansatz

  • Die methodisch-didaktische Vorgehensweise orientiert sich an folgendem Grundschema:
    • Ein Alltagsphänomen erregt die Aufmerksamkeit der Kinder
    • Das Ereignis bzw. das Phänomen löst bei den Kindern Emotionen aus
    • Das Phänomen wird intensiv betrachtet, mit allen Sinnen untersucht, gemeinsam besprochen und beschrieben, die "Denkbewegungen" der Kinder festgehalten
    • Die Kinder experimentieren und spielen ausgiebig mit dem Phänomen
    • Dabeie ergeben sich weitere Fragen:
      • Hypothesen über das Zustandekommen des Phänomens werden aufgestellt
      • Forscherwege zur Überprüfung der Hypothesen gemeinsam überlegt
      • Die Hypothesen werden experimentell überprüft
      • Gemeinsam werden Wege besprochen, das Phänomen weiter zu untersuchen und zu durchdringen
      • Experten und Bildungsorte vermitteln Know-how aus erster Hand
      • Die Forschungswege der Kinder werden vielseitig dokumentiert, reflektiert und präsentiert
      • Pädagogen stehen zur persönlichen Unterstützung bereit, stellen Impulsfragen, können (vermeintliches) kindliches Chaos aushalten, sorgen für Forscherzeit & Raum, helfen mit bei der Materialbeschaffung, sprechen sich ab im Team und mit den Eltern, stellen professionell naturwissenschaftliche Bildung nach außen dar, finden überzeugende Argumente für den elementarpädagogischen Ansatz

Ziel dieser Vorgehensweise:

  • Phänomene mit allen Sinnen & Emotionen zu erkunden, sie gemeinsam sprachlich zu fassen und elementare naturwissenschaftliche Herangehensweisen zu erproben
  • Kinder erfahren sich als intelligente Wesen, genießen ihre Lern- & Verstehenslust und freuen sich darüber

Alltagsphänomene erforschen: Praxisbeispiele

Die Schneckenplage:

  • Kinder betreuen im Hort einen Gemüsegarten, freuen sich wie alles gedeiht und wächst
  • über Nacht kamen Nacktschnecken und fraßen alles auf
  • Kinder waren entsetzt "Was können wir tun? Wer hat Erfahrung mit Nacktschnecken? Wie sollen wir vorgehen? Gibt es vielleicht natürliche Feinde der Nacktschnecken? "
  • Kinder sammeln Ideen, suchen Lösungen
  • auf der Suche nach Alternativen fanden die Kinder eine Gartenexpertin, die ihnen dabei halt, eine Lösung zu finden

Das morsche Gartenhaus:

  • ein Holzhaus soll abgerissen werden, die Kindern sind traurig ud fragen warum, es war ihr Lieblingsplatz im Garten
  • die Kinder erfuhren, dass das Holz morsch geworden ist
  • Was bedeutet das, wollten die Kinder wissen. Wie sieht morsches Holz aus? Wie verändert sich Holz, wenn es morsch geworden ist?
  • Kinder beschlossen im Garten nach morschem Holz zu suchen, fanden welches und verglichen es mit frischem Holz
  • Die Kinder fühlten den Unterschied, tauschten Eindrücke aus
  • Kinder wollten wissen, warum Holz morsch wird und wie es davor geschützt werden kann
  • ein Kind wusste Bescheid, hatte mit dem Opa schon Holz lackiert, lasiert und hat von seinen Erfahrungen erzählt
  • am Ende des Projektes hatten die Kinder ein neues Gartenhaus gebaut, kannten sich mit den Verwitterungsprozessen aus
  • in einer Lanzgeit-Experimentierreihe erforschten sie, was Holz am besten davor schützt, nicht morsch zu werden

Schmutziges Wasser:

  • Kinder wunderten sich beim Aufenthalt im Wald, warum der Bach heute so schmutzig ist?
  • Kinder nahmen Wasserproben, schauten sich das schmutzige Wasser an
  • Wie sieht es aus? Warum wurde das Wasser so trüb?
  • Die Kinder stellten Vermutungen auf, experimentierten zur Frage: Wie kann sauberes Wasser schmutzig werden? Wie kann schmutziges Wasser wieder sauber werden?
  • Ein Kind erzählte von seinem Aquarium, dass eine Filteranlage das Wasser reinigt
  • Die anderen Kinder wollten wissen, was eine Filternalage ist und recherchierten, sie fanden Filtermöglichkeiten die experimentierten, dafür suchten sie geeignetes Material zusammen
  • Ziel war: Schmutziges Wasser zu reinigen, ihre Erkundungen zu dokumentieren
  • Wo gibt es noch Filteranlagen?
  • Verbinden gemeinsam Kläranlage besuchen

Eine unerwartete Bewegung:

  • Kinder beobachten am Tisch, wie sich eine Materialschale auf Bügelperlen wie von allein bewegte, sie waren irritiert und fragten erstaunt: "Warum ist das so?"
  • Die Kinder schauten nach und untersuchten die Materialschale auf den Bügelperlen
  • Kinder fragten sich: Können wir diese Bewegung wiederholen, indem wir die Situation nachstellen? Warum rollen manche Dinge und andere nicht? Was rollt noch? Was gleitet? Wo ruckelt die Schale? Warum gibt es Widerstand?
  • Kinder erforschten mit allen Sinnen in unterschiedlichen Alltagssituationen lustvoll den Reibungswiderstand (Haften, Rollen, Gleiten)
  • Kinder bauten mithilfe eines geschenkten Kugellagers ein "Geburtstagskuchenrolltablett", für Geburtstagsfeiern im Kindergarten

Schalldämpfer:

  • manche Krippenkinder haben Angst vor Lärm & Krach, Kindergartenkinder sind besorgt, sie fragen sich, wie können wir Krippenkinder vor Lärm schützen?
  • Kinder sammelten Ideen: "Wir wollen für die Krippenkinder etwas bauen, damit es ihnen nicht zu laut wird, wenn wir bald Fasching feiern."
  • Kinder experimentierten zum Thema "Lärmschutz", sie erprobten verschiedene Materialien, welche gut und geeignet sind, um Geräusche & Krach zu dämmen
  • Bis zum Faschingsfest hatten die Kinder ein "Lärmschutzversteck" gebaut, für alle, die es etwas leiser wünschten oder eine Krachpause einlegen wollten
  • -> Silvester als Thema / Lärmprävention oder mit Spielzeug

Wie funktioniert 3D:

  • in der Stadt wurde ein Film mit 3-D-Technik gedreht
  • Was ist 3 D?
  • Grundschulkinder sammeln Anschauungsmaterial zum Thema 3D, recherchieren, tauschen sich aus, überlegen Erkundungsschritte, experimentieren, finden eigene Lösungen, 3D anschaulich zu erforschen und zu verstehen

Die Sonnenwärme:

  • an einem heißen Sommertag wundern sich Kinder, warum die Rutschbahn, die direkt an der Sonne stand, so warm war
  • Kinder fühlen mit ihren Händen die Wärme und fragen sich, ob andere Oberflächen, die auch direkt an der Sonne sind, so warm werden
  • sie legen ihre Hände aufs Gras, Sand, Erde, auf eine Fensterscheibe, Steinplatte, Baumrinde
  • sie erkunden, welche Materialien in der Sonne warm, sehr warm, kühl sind und dokumentieren ihre Forschungsergebnisse in einer Tabelle

Farbe mischen, nicht spiegeln:

  • Kinder sind vom Farbenmischen fasziniert, experimentieren ausgiebig mit Wasserfarben
  • Fragen: Welche Farben können wir durch Mischen entstehen lassen? Wo gibt es Spiele & Effekte zum Phänomen Farbenmischen?
  • Kinder machen sich auf die Suche und erkunden farbige durchsichtige Folien, Platten, Mosaiksteine, Farbspiele am Fenster

Wie lässt sich der elementarpädagogische Ansatz auf die Jüngsten übertragen? Einige Standards des elementrpädagogischen Ansatzes sollen herangezogen werden:

    • Grundlage & Voraussetzung für Weltentdeckungen und Welterforschungen in der naturwissenschaftlichen Frühbildung ist immer die persönliche Beziehung Kind - Pädagoge und bei den Jüngsten ganz besonders
    • Die zur Unterstützung bereite Pädagoge beobachtet aufmerksam im Alltag Lerngrundhaltungen der Kinder und an welcher "Sache" sie besonders interessiert sind
    • Sie entdeckt Interessen der Kinder, regt sie an, tiefer in ihre Themen einzusteigen und unterstützt sie dabei
    • Die Haltung der Pädagogen ist geprägt von einem großen Respekt gegenüber den komplexen Denkleistungen, der enormen Energie & Lernlust von Kleinstkindern
    • Pädagogen sind sich der großen Bedeutung von Sprache bewusst, denn die Mechanismen, die Kinder dazu antreiben, die Welt in ihren Zusammenhängen verstehen zu wollen, veranlassen sie auch, auf die Wörter zu achten, die sie hören und die Verwendung dieser Wörter selbst zu lernen
    • Sie stellen den Jünsten Raum, Zeit und ausgewähltes Material bereit für authentische Weltentdeckungen
    • Ziel ist es, lustvoll grundlegende Konzepte, physikalische Gesetzmäßigkeiten, Naturphänomene & Materialeigenschaften zu erkunden
    • im Vordergrund steht: Forschen mit allen Sinnen und in Bewegung

Bewegungsformen erkunden:

  • lustvoll erforschen Kinder Bewegungsformen
  • Kinder erfahren ihren Körper im Raum durch Bewegung
  • einfallsreich experimentieren sie mit Möglichkeiten, die sie in ihrem Umfeld vorfinden
  • Kinder erkunden wie sich rollen, hüpfen, drehen, rutschen, schaukeln, springen, laufen, etwas transportieren & zur Ruhe kommen anfühlt
  • "Testgelände" für Bewegungsexperimente kann gezielt erweitert werden: schiefe Ebene, Treppen, lange Gänge, Tunnels, Rutschbahn, Schaukel, holprige Wege, Hügel, Hänge..
  • vielfältige Materialien unterstützen zusätzlich Bewegungserfahrungen: Bälle , Tücher, Kreisel, Reifen, Matten...
  • Impulse von Pädagogen können sein: "Wer kann sich drehen, wie ein Kreisel? Wir schleichen wie die Katze im Garten. Alle hüpfen wie ein Ball."

Körperbewusstsein - gezielte taktile Sinneseindrücke:

  • Welche Eindrücke sind für die Jüngsten noch wichtig? Sie müssen den eigenen Körper erkunden und brauchen dabei Unterstützung.
  • Körperteile spielerisch erkunden und zählen: Wie viele Finger, Zehen, Ohren, Augen... hast du? Und Nase und Mund.
  • Den Körper pflegen: Wie fühlt sich das an, sich einzucremen?
  • Was tut dir gut? Möchtest du, dass ich deinen Rücken leicht massiere? Wie fühlt sich das an? Ist das angenehm?
  • Kleine Verletzungen (eine oberflächliche Schürfwunde..) müssen beachtet und versorgt werden: Wie ist das passiert? TUt es weh? Wir holen ein Pflaster. Und später: Wie hat sich die Wunde verändert? Kannst du von der Wunde noch etwas sehen?
  • bei diesen Erkundungsspielen werden Körperempfindungen bewusst wahrgenommen und versprachlicht

Wasser:

  • Kinder erleben: "Etwas kann flüssig sein", "Das fühlt sich ganz anders an als die Dinge, die ich ergreifen kann." Wasser übt einen unbeschreiblichen Reiz auf die Kinder aus
  • eine Wasser-Experimentstation, bestückt mit Becher, Eimer, Sieb, Kelle, Gießlanne, Schöpflöffel, Tischtennisball, Plastikfiguren, kleinen Steinen, Handtüchern, Wasserrädern, Lebensmittelfarben, Kinderseife.. lädt zum Erkunden ein
  • Kinder entdecken Wassergeräusche, Wassertropen, Wasserstrahl, eingießen und ausschütten, nass machen und abtrocknen, einweichen und auswringen, schwimmen und sinken, Wasser färben, den Schaum von Seife, Seifenblasen fliegen durch die Luft, Regenbogenfarben...
  • dabei werden im Tun & Handeln Phänomene wie nass und trocken, trüb und klar, flüssig und fest, kalt und warm erkundet
  • Kinder erwerben lustvoll ein intuitives Wissen über die Eigenschaften von Wasser und den Unterschied zw. flüssig und festen Stoffen. Gezielte sprachliche Begleitung vertiefen die primären sinnlichen Erfahrungen

Da und Nicht-Da:

  • Kinder erleben, dass ihre Eltern da sind und dann wieder nicht da sind, eine oft emotionale, elementare (physikalische) runderfahrung, mit den Pädagogen behutsam umgehen müssen
  • dieses Phänomen kann vielfältig, lustvoll erforscht werden:
    • Die Hände sind da und weg (hinter dem Rücken)
    • Der Teddy/die Puppe ist da und weg (zugedeckt mit einem Tuch)
    • Die Pädagogin ist da und nicht da (geht kurz aus dem Zimmer hinaus)
    • Das Kind ist da und nicht da (versteckt dich hinter einem Schrank)
    • Augen auf: Alle sind da, Augen zu: Alle sind weg.
    • werden Erkundungen im Singsang, mit einfacher Melodie begleitet, prägt sich Sprache besonders ein:
      • Ich bin da, ich bin nicht da (hinter dem Schrank), jetzt bin ich wieder da (hinter dem Schrank hervortreten), hurra (klatschen)!

Vertraut und unvertraut:

  • das Gesicht der Pädagogin (un der anderen Kinder in der Gruppe) ist den Kindern im Laufe der Zeit vertraut geworden
  • Im Spiel kann die Pädagogin ihren Gesichtsausdruck ändern (lachen, lächeln, ernst sein, müde sein - wie sieht ein schlafendes Gesicht aus?)
  • durch kleine Veränderungen (Grimassen schneiden, Brille aufsetzen, Frisur verändern, Mütze aufsetzen..) wird das Gesicht etwas invertraut
  • dieses spielerische Verändern von Vertrautem zu Unvertrautem und wieder Vertrauten wollen Kinder immer wieder erlben (Brille aufsetzen, Brille abnehmen)
  • Wiederholungen vertiefen Erkundungsprozesse

Im Alltag Naturphänomene bewusst erfahren:

  • durch bewusstes Innehalten, Anhalten, Stehenbleiben, Ruhigwerden, bei einem Spaziergang können Pädagogen Kinder dabei unterstützen, sich auf eine Sache zu konzentrieren
  • Päd. FK. fragen Kinder: Spürt ihr den Wind? Könnt ihr die Lindenblüten riechen? Seht iht dort den Regenwurm? Wer möchte den Eiszapfen in die Hand nehmen und spüren, wie kalt er ist?
  • -> im Alltag ergeben sich viele Anlässe, spontan sich ergebende Gelegenheiten aufzugreifen und Erkundungen bewusst zu unterstützen
  • -> d.h., vertrauten Sinneseindrücken, Materialien & Phänomenen, denen Kinder im Alltag begegnen, mit allen Sinnen weiter nachzuspüren, sie spielerisch zu verändern und zu erweitern + die Erkundungen mit Sprache begleiten

Naturphänomen Schatten:

  • an diesem Alltagsphänomen soll aufgezeigt werden:
    • wie Kinder von einem Naturphänomen fasziniert sein können
    • welche Beobachtungen sie machen und welche Fragen dabei auftauchen
    • welche Erklärungen sie finden und welche Theorien sie entwickeln
    • welche Erkundungen sie anstellen und wie sie dabei ihr Wissen über Schatten erweitern können
    • wie Schatten facettenreich von Kindern entdeckt und erforscht werden kann
    • welche Bedeutung dieses Wissen und die Erfahrungen für Kinder dann haben können
  • Kinder spielen von klein an mit Schatten (Ihre Schattenhände tanzen an der Wand, sie wollen den Schatten fangen, ergreifen, anfassen, verändern, wollen im Spiel ihrem Schatten davonlaufen, Schatten kann sie auch erschrecken, unerwartet als unheimlich erlebter Schatten auftauchen)
  • Stellen Kinder Fragen über Alltagsphänomene, wie zum Thema Schatten, können Pädagogen Kinder durch Impulsfragen unterstützen, dieses Phänomen forschend erkunden
  • Erkundungsschritte können gemeinsam besprochen und konkrete umgesetzt werden
  • Ziel ist es, exemplarisch ein elementares Verstehen eines Phänomens grundzulegen

Forschungsprozesse durch Impulsfragen unterstützen:

  • ein gemeinsamer Forschungsprozess kann entstehen, wenn Pädagogen mit den Kindern über ihre Fragen sprechen und sich austauschen
  • Pädagogen wenden sich dem Kind und der Sache zu
  • die Fragen der Kinder werden ernst genommen und ausgiebig untersucht
  • ein Dialog über ein ausgewähltes Alltagsphänomen kann entstehen
  • Fragen regen zum gemeinsamen Weiterdenken an (+ ist eine enorme Sprachförderung!)
  • Pädagogen bringen Forschungsprozesse in Gang, begleiten und vertiefen sie
  • Impulsfragen der Pädagogen ermöglichen eine differenzierte Herangehensweise an ein Thema, und diese sollten schon verdeutlicht werden:
    • Warum ist der Schatten manchmal schwarz und manchmal grau?
    • Sieht man den Schatten, wenn es regnet?
    • Warum hat ein Kind manchmal 3 Schatten?

Merke

  • -> Kinder (und Pädagogen) entdecken Alltagsphänomene in Natur & Umwelt, sie werden aufmerksam beobachtet
  • -> Alltagsphänomene können Anlass für elementare naturwissenschaftliche Erkundungen seun und gezielt erforscht werden
  • -> Kostenloses Forschungsmaterial, wie Licht & Schatten, Wasser, Wolken, Regen, Wind, Wellen, verwittertes Holz, das Baumaterial Lehm, Farben, Alltagsgeräte.., steht jeden Tag zur Verfügung
  • Differenzierte Impulsfragen der Pädagogen unterstützen Kinder dabei, ihre Fragen zu konkretisieren und gemeinsam Forschungswege zu planen und zu erproben
  • -> Digitale Werkzeuge, reflektiert eingesetzt, eröffnen neue Möglichkeiten der naturwissenschaftlichen Frühförderung